Athen 2011 - der Nachbericht
Zum Strike nach Griechenland
oder wie das „Altertum“ des BTHC mit „Mythos“ reifte…
Freitag, 14. Oktober
Mit dem Gefühl zu starten, nicht & oder auch nur annähernd
zu wissen, was auf uns zukommt, beginnt der heutige Tag zwischen Tiefschlaf-
und zweiter Tiefschlafphase. Genauer gesagt beginnt der lang ersehnte
Traum vom Griechenlandtrip im Kreise zunehmend zahlreicher zunehmender,
untrainierter Fans, die denen Anfeuerung und Mut zu teil kommen lassen
wollen, die immer noch nicht die Schnauze voll haben, einer Kugel hinterher
zu laufen, die allzu oft schneller rollt als sie. Handverlesen gibt es
aber auch wenige Koniferen unter gefalteten Gealterten.
Meine Wenigkeit, ich darf mich als ein Maskottchen der Sunshiner vorstellen,
musste um 3:00 Uhr in der Frühe das Bett, eine Stunde später
das Haus verlassen, um an einem Abenteuer teil zu nehmen, das nur durch
das leibhaftige Miterleben glaubhaft beschrieben werden kann. An dieser
Stelle sei angemerkt, daß Personen zufällig keiner kennen wird,
niemals Dir begegnen werden, Zitate frei erfunden und diese Erlebnisse
sowieso spontan geschauspielert wurden.
Zehn „Originalgetreue“ reisten also vor Sonnenaufgang bis in die Landeshauptstadt,
zwei Hamburger und ein Oldenburger suchten Anschluss am Flugschalter von
Swissair. Von Hannover über Zürich ein Flug über und durch
das Wolkenmeer mit punktgenauer Landung vor die Füße fünf
uns Erwartender. Da war Fritze aus Kreta, die Eheleute Büchner, fast
schon im Besitz der griechischen Staatbürgerschaft, Christos, unser
Athenmanager und Argiris, Mister Sightseeing oder der ergraute fidele Castro
mit Alemania-Erfahrung.
Im Bus an Marathon vorbei mit Zielpunkt Hermes Hotel. Einchecken und
der erste Versuch die Umgebung zu markieren. Athen oder auch besser Griechenland
krisengeschüttelt, präsentiert sich vermüllt. Die in ihrer
glanzvollen Geschichte eher strahlende Stadt erscheint außer Kontrolle
und wirkte an vielen Ecken vergessen und marode. Mal sehen, was es in den
nächsten Tagen zu erleben gibt. Unter, nicht unweit der Akropolis
ein Abendessen natürlich nicht beim Italiener oder Chinesen, vielmehr
wurde für uns heute von unserem „personal operator“ ein Grieche gefunden.
Ne Menge Vorspeisen, Huhn & Schwein gebraten und griechischer Quark
werden schnell und zügig serviert, obwohl eine holländische Hundertschaft
mit jungem Fleisch in appetitlichen Portionen das Lokal erstürmt.
Heimweg und der erste Versuch, in einer klitzekleinen Bar den Kontakt zu
den Einheimischen aufzunehmen. Wie immer befindet sich diese Location nur
einen Steinwurf vom Hotel entfernt. Darüber später mehr.
`
Samstag, 15 Oktober
Unser Hotel, zum Glück mit Frühstück gebucht, hat sich
schnell an uns gewöhnt und so war auch klar, daß alle Schnarcher
spätestens, wie verabredet, cirka Mittagszeit vier Taxis besteigen
konnten, um das erste Spiel dieser „Europa“-Tournee zu bestreiten. Gut,
daß sich wenigstens unser heiliger Christophorus (Lehrkörper
an gleichnamiger Schule) auskannte und die Taxis, die im maroden Olympiagelände
nach einem Hockeyplatz suchten, zum Ziel führen konnte. Hier sei angemerkt,
daß im Hinblick auf die Krise in Griechenland nicht zu verstehen
ist, daß eine riesige Sportanlage, die in Glanz und Gloria (Olympia
2004) errichtet, gar nicht alt war, ungenutzt und marode verrottet. Spannende
Architektur auf riesigen Flächen werden der Neuzeit geopfert, während
eine Ruine des Altertums, die Akropolis, aufwendig zum Weltkulturerbe erklärt
wird. Hier baut nicht nur Griechenland, sondern wiederum alle Welt mit.
Auf dem Pitch gegen Anavryta 1949 (so ein Wimpel) in überragender
Form, unser Argentinier in sportlicher Manier und Uniform. Unser Ü60
(Ü für Überraschungsei) schießt dann noch ein Tor
zwei. Keiner hätte etwas dagegen gehabt jetzt abzupfeifen, aber so
wurde es mit einem plötzlichen Gegentreffer noch einmal hektisch.
Van Meer aber plötzlich dafür einer weniger, verwirrten den Gegner,
dass es nicht mehr zum Ausgleich reichte und wir somit die Eröffnungspartie
unserer Hockeyreise als großen Erfolg verbuchen mussten, der alles
überstrahlt, was noch kommen sollte.
Die sich anschließende ausgelassene Nachfeier hätte auf jeden
Fall länger gedauert und alle Rahmen gesprengt, wenn nicht der Heineken-Konzern
an seine Grenzen geraten wäre. Man versprach uns für den Folgetag
keine weitere Pleite. Das Abenteuer mit der Straßenbahn, einer S-Bahn
oder überhaupt mit der Bahn zu fahren, scheiterte fast am Kleingeld
oder dem Versuch, eine Schrift begreifen zu wollen, die ebenso eines Rettungsschirmes
bedarf. Einige von uns gebildet, wirkten zufällig eingebildet, als
es ihnen gelungen war, nach dem Zufallsprinzip Fahrkarten zu ziehen. Wir
nach Hause und dann in eine Touripinte, wo wir mit unzufrieden stimmendem
Fleisch abgespeist wurden. Freilauf und Wiederfindung bei unserem griechischen
Giovanni. Der aufmerksame Leser weiß, dass wir seit vielen Jahren
die Hotel-Lounges in nahe liegende „Lokale“ locations verlegen und wie
bereits oben erwähnt, den Kontakt zur Bevölkerung suchen. Immer
uneigennützig und wenig zweckgebunden. Ein oder zwei Bier werden dann
schon mal bestellt.
Sonntag, 16. Oktober
Sunday bedeutet langes Ausschlafen oder im Siechtum dem Ende näher
rücken. Wir treffen uns jedenfalls nach dem Frühstück zum
Morgen-Appell und wie immer „Keiner hört … so richtig zu.“ Wer glaubt,
daß für das Paradies an der Ägäis ein ärmelloses
Top reichte, hätte spätestens heute den Pelzmantel nachbestellt,
weil mehr als kalt ging nicht. Regen ohne Ende und wir zum zweiten Spiel
verdammt. Alle Wasserträger waren der Meinung, daß Wassertragen
gereicht hätte, aber daß Wasser ertragen heute angesagt war,
damit hat keiner gerechnet. Pünktlich am Platz, bestachen die Wasserträger,
denn der „Gürtelträger“ zweifelte, daß sie das wohlbeheizte,
urgemütliche Clubhäuschen überhaupt verlassen würden.
Gegen eine hellenistische Auswahl mussten wir ertragen, daß ein 2:0
ohne Mitwirkung ganz schnell 2:3 bedeuten kann. Hier wurde abgebrochen,
weil nach etwa 40 Minuten der Platz ein Kunstrasenschwimmbad war und sowieso
keiner verstanden hat, warum wir nicht vorher entschieden, nur auf Völkerverständigung
mit häufigen Bumalakas Wert zu legen.
Es sei angemerkt, daß Christos` mitgebrachter Sohn ein Tor für
Braunschweig erzielt hat, dieser aber bereits wohl als Devisionär
vom Vater nach Holland vermittelt wurde. Das zweite Tor erzielte ein Altlöwe
aus Altbestand. Für die Völkernähe haben wir Bestes gegeben,
es wurde sogar Brause von Fass geliefert, aber wieder waren wir standfester
als eine engagierte Griechin und ein älterer Mitstreiter, der sich
verabschiedete und sich eine Begegnung mit uns in Braunschweig wünschte.
Homerun und der Besuch um die Ecke, wo wir das „Mythos“ bezwungen haben,
dies aber mit der Zusicherung des von seiner Schwester angestellten Wirtes,
dass er alles dafür tun wird, morgen für uns Kaltschalen oder
griechische Öfterlinge in ausreichender Menge parat zu haben. Der
Wirt war sogar zu Preisnachlass bereit, weil er verstanden hatte, daß
die Menge den Gewinn macht. Sein Handelspartner ist für glasklare
Geschäfte bekannt. Esoteriker brauchen keine Angst zu haben „ins Büro“
gerufen zu werden, sie werden lediglich mit Wodka oder Ouzoletten gefügig
gemacht. Hier sei angemerkt, daß es möglich war, einen selbst
attestierten, weil Arzt, „kranken“ Kneifer in der Heimat, telefonisch einige
Pilsrunden abzuschwatzen, was mit einem selbstverständlichen Bumalaka
gedankt wurde. Ein schöner Abend in und vor der Kneipe mit sich zuspitzender
Stimmung, wir aber stabil, weil spuckweit vom Hotel entfernt.
Montag, 17. Oktober
Der heutige Tag war mit dem Besuch der Akropolis im Wesentlichen angefüllt.
Sportlich befreit von allen Leiden, weniger verletzungsgefährdet und
eben stolz, daß wir Braunschweigs Fahne morgens, mittags und immer
abends vor uns her tragen, gänzliche Konzentration auf das in der
Geschichte glänzende Athen. Die Akropolis, ein Sammlerstück besonderer
Größe und Gewichtes präsentierte sich in sandsteinfarbener
Verklärung. Durch den Regen des Vortages war es auch nicht das staubige
Bauwerk, was millionenfach Fotopapier in aller Welt ziert. Klick, Klick
und klack an allen Ecken. Argiris bemüht sich mit “passen Sie auf“,
uns die Phänomene der Statik nahe zu bringen. Ein Marsch durch die
Anlage mit Ziel einer typisch griechischen Kneipe. Das Stifado mit Kalbfleisch
erinnert unseren Wendentorwaller an ein tierisches Feuchtgebiet, welches
mit geschmorten Zwiebeln allerlei weitere Assoziationen zuließ. Im
Restaurant die Freiflugversuche einer Taube, die sich mit Freude auf meinem
Nachbarn markierte. „Kann ja mal passieren“, wir alle ins Hotel retour
und dann der gemeinsame Gang in die kühle Nacht. Gute Küche um
die Ecke, wieder einmal zufällig griechisch.
An dieser Stelle möchte ich Bezug nehmen, daß wir all die
Tage wie bereits schon oben kurz erwähnt, immer wieder bevor wir ins
Hotel verschwanden im „Aspro Alogo“ einkehrten. Hier in Lohnabhängigkeit
der Bruder seiner Schwester, ständig bemüht „Mythos“ nach zu
schüben. Bei Engpässen kam es auch zu Ouzobestellungen, die zu
gewissen motorischen Fehltritten führten. Am späten Abend wurde
jeweils durchgezählt, daß auch niemand auf der Strecke blieb.
Es sei angedeutet, daß die politische Situation uns immer mehr drängte,
den Heimweg einen Tag früher anzutreten, dies, weil ein Generalstreik
für den Mittwoch vorausgesagt war. Also letzter Abend mit Wehmut,
nicht Wermut, unser Kneipier Gastgeber mit dem Wunsch weiterer Umsätze
hoffend, daß der Streik uns bis Freitag in seiner Strasse fixieren
würde. Wir jedenfalls nahmen schon einmal Abschied von einem Griechen
mit ägyptischen Wurzeln, sehr nett, geduldig und glücklich, wenngleich
die große Staatspleite allerlei Ungewissheiten bedeutet.
Dienstag, 18. Oktober
Am einfachsten wäre schon eine Maschine vor Sonnenaufgang zu buchen
gewesen, so Christos, der sich für uns sehr bemühte. Dann aber
doch direkt nach dem Frühstück allgemeiner Start zum Airport
in der Hoffnung, irgendwie, irgendwann das Land verlassen zu können.
So mussten wir auch warten, bis der Generalstreik offiziell verkündet
war, damit die Fluggesellschaften sich um uns kümmerten. Jetzt wurde
es eng an den Schaltern, und die Stimmung drohte auch zu kippen, denn unser
Wunsch nach Hause zu gelangen, war auch der verständliche Wunsch anderer.
Sagen wir mal der liebe Gott wollte, daß keiner traurig sein sollte,
und so war es allen möglich, über vier europäische Flughäfen
gelenkt, abends irgendwie in Hannover zu landen. Wir waren am Ende als
Gruppe aufgesprengt, doch sollten wir „uns ja auch niemals als Gruppe zu
erkennen“ geben.
Einen Tag früher als geplant ging eine Reise zu Ende, die wieder
mal im Resümee unvergleichlich, unvergesslich und unübertroffen
nur in den Köpfen hängen bleibt, die das Abenteuer gestartet
haben, in einem Land Hockey zu spielen, wo nahezu versteckt eine kleine
Anzahl ähnlich Verrückter umher laufen. Uns hat es jedenfalls
Spaß gemacht!
Wir danken Christos, der uns Sicherheit vermittelte, in seinem
Auftrag Umherirrende zu ihren Zielen zu begleiten, Argiris, die Umherirrenden
nicht ziellos zu sein, so Familie Büchner, am Ziel, Irre mit Ouzo
zu empfangen. Wir danken Karin Stange, die selten eine so harte Nuss knacken
musste, wie diese Reise. Im Vorfeld durch Zu-An-Absagen fast schon einmal
irre, dann im Netz mit Flugbuchungslotterie nicht weniger irre, aber gesund
und wir danken uns, daß wir uns haben starten lassen, als es um die
Frage ging, wegen aller politischen Unklarheiten vielleicht nicht zu reisen.
Mit von der Partie waren unsortiert dazustossend: Fritze P. aus
J., Achim und Buschi aus HH, Frank aus OL, während
alle anderen aus BS, so da waren: Axel, Horst, Olaf,
Peter, Wolfgang, Martin, Werner, Dietlof,
Eike & Lemmi.
P.S.: Die Alten, auf diesen Fahrten for ever young gehalten, haben sich
im Übrigen eine Reise nach Porto vorgenommen. Hierbei handelt es sich
nicht um die Besichtigungsfahrt in das nahe liegende Briefzentrum Braunschweig
sondern tatsächlich um einen nächsten Kulturtrip mit Hockeyanteilen
in das uns nahe stehende Europa.
Lemmi
erschienen in keiner Clubnachrichten-Ausgabe
|
|