» Ein Lurch in Japan - 5. Woche
Samstag, 14.12., Tempel und
Buddhas gucken in Kamakura. Der eine Heini ist rund 750 Jahre alt, 13.35
m hoch und 121 Tonnen schwer. Allerdings innen hohl - kannste mal sehen.
Abends das alte Ritual, deutsche
Schlager und Dosenbier im Hotelzimmer. Nicht, dass ich ein Bierkulturbanause
wäre, es gibt einfach nur Dosen. Selbst in Restaurants bekommt man
ein kaltes Glas und eine noch kältere ungeöffnete Dose gereicht.
Die haben hier sowieso einen Dosentick. Alle 10 m stehen auf der Straße
diese dämlichen Dosenautomaten. Und nicht nur mit Saft und den ganzen
anderen Blubberkram, nein: Kaffe und Tee in Dosen. Das ist ein riesiger
Markt: Kaffe-Cappuchino, Kaffe-Mocca, Kaffe Karamel, Kaffee dunkle Bohne,
Milchkaffee, usw. - und mitten drin unter den Anbietern: The Coca-Cola
Company. An American nightmare.
6 (in Worten: sechs)
Junge, ich sag Dir, SECHS Dinge braucht der Mann:
ein Huhn im Topf
ein Dach über´m Kopf
´ne Frau, die dich bei guter Laune hält
du brauchst Benzin im Tank
´nen Kasten Bier im Schrank
und…und…uuund: ´ne Hand voll Kleingeld
Gunther Gabriel
Sonntag,
15.12., mein Chef versucht, mich telefonisch zu erreichen. Hat dabei genauso
Pech wie diverse andere vor ihm, weil mein Schlitzi an dem Ding rumgefummelt
hat. Alle Leute, die nicht im Telefonbuch stehen und keine Telefonnunmmer
übertragen, werden als "user unset" einfach abgewiesen - soll heißen:
das Teil klingelt gar nicht. Dafür hab ich mir ein nettes Standbydisplay-Bildchen
ausgesucht.
5 (in Worten: fünf)
Und ich sah auch die Angst, die so viele zur Einsicht bringt.
Jemand sagte zu mir, dass die Zukunft grad jetzt beginnt.
Und ich sah auf die Uhr: FÜNF Minuten vor 12.
Udo Jürgens
Montag, 16.12., ich bekomme
kein Frühstück. Wie jetzt, bis neun Uhr, jetzt ist es 10 Minuten
vor neun - habt ihr ´ne Macke?! Es hilft nichts. Es ist unglaublich,
mit welchen Zuständen ich hier klarkommen muss. Dieses Hotel ist nicht
in der Lage, einen Analog-ISDN-Adapter für mein Laptop-Modem zur Verfügung
zu stellen, es gibt keinen einzigen internationalen TV-Informations- geschweige
denn Unterhaltungskanal (also kein CNN, BBC, MTV etc.), kein vernünftiges
Radio, das Essen ist unter aller Sau weil kalt und abgestanden, die räumen
teilweise schon das Buffet ab, während ich noch esse, haben selbst
am Wochenende nur Frühstück bis neun und jetzt kann man nicht
einmal mehr werktags dort Nahrung zu sich nehmen. Eine absolute Unverschämtheit.
Also auf nüchternen Magen Kekse essen und Schokoriegel verdrücken.
Mir wird schlecht.
Im Buro: Schweißgebadet
komme ich aus dem Toilettenraum. Nein, nicht, was der geneigte Leser jetzt
denken mag - die haben hier beheizbare Klobrillen! Kein Scherz. Und mein
Vorgänger war offensichtlich ein ganz Warmer. Im Prinzip kein Problem,
so etwas läßt sich ja herunterregeln. Allerdings setzt das voraus,
dass man die beschissenen Beschriftungen der ganzen Knöppe lesen kann.
Jetzt verfolgt mich dieser Alptraum nun sogar schon auf´s Klo. Haltet
mich zurück.
Das japanische Fernsehen
überschlägt sich - 2 Schlitzis haben im Golf den EMC World Cup
gewonnen. Als bei der Siegerehrung der kleine Maruyama vom amerikanischen
Reporter etwas gefragt wird, grinst er nur dämlich und sagt "I cannot
speak english - hehe." Traurig und bezeichnend.
Endlich Packen. Herrlich,
ich kann es auch nicht mehr ertragen. Wegen schlechter Inventur glaube
ich, keine gute alte Elmex mehr zu haben und öffne die Packung der
Hotelzahnpasta: ALWAYS tooth paste. O-ha.
4 (in Worten: vier)
Oléee, VIER fahr´n in Puff nach Barcelona, olé olé, olé olé.
Oléee, VIER fahr´n in Puff nach Barcelona, olé olé, olé olé.
Lesbisch, lesbisch, und ein bißchen schwul, lesbisch, lesbisch, und ein bißchen schwul.
VIER ##### hier, VIER ##### da, VIER ##### hier, VIER ##### da.
1000 nackte Weiber auf dem Männerpissoir, 1000 nackte Weiber auf dem Männerpissoir.
altes germanisches Volkslied
Dienstag,
17.12., ausschecken und Rechnung bestaunen. Ei ei ei, da muss man erst
mal durchsteigen. Nach tausendmal nachrechnen komme ich zum Schluß,
dass die Typen mir 300 ¥ zuviel berechnet haben. Dafür klebt eine
200 ¥ Briefmarke auf dem letzten Rechnungs-Zettel. Kein Kommentar.
Am
Nachmittag steht die Zugfahrt nach Osaka an und ich bekomme neben dem guten
ollen Fujii-Berg einen Einblick in die japanische Landschaft: Aneinander
klebende Hütten soweit das Auge reicht. ABBA und BON JOVI machen es
erträglich.
Das
Hotel hat einen Status, den man von den geschmeidigen Hockeyfahrten her
kennt. Ein Haus, das den Namen Hotel endlich einmal verdient. Verdienen
tut am Abend auch die Alkohol herstellende Getränke-Industrie. So
Herr Lurch, jetzt gehen wir noch mal einen trinken. Gegen halb drei gehen
die (Zimmer-) Lichter aus.
3 (in Worten: drei)
Die berühmten DREI Worte: Ich liiiebe dich.
Die berühmten DREI Worte: Ich liiiebe dich.
Die berühmten DREI Worte: Ich liiiebe dich.
Die berühmten DREI Worte, mach ich dir zum Geschenk.
Andy Borg
Mittwoch, 18.12., mein Chef
geht mit mir frühstücken - das Hotel wäre einfach zu teuer.
Es gibt einen traumhaft guten Tee und ein Livekonzert von Paul McCartney
aus den Restaurant-Boxen.
Der Abend endet auch diesmal
weit nach Mitternacht. Chef kapituliert gegen 1.40 Uhr gegenüber meinem
Laptop, denn auch er schafft es nicht, das Ding für den kostenlosen
LAN-Internet-Access in den Hotelzimmern zu konfigurieren.
2 (in Worten: zwei)
Das Booooot mit den beiden Fischern von San Juan --- also ZWEI, ´ne ?
Das fäääährt zu der schönen Insel und kommt nie an.
Der Wiiiiind weiß allein, warum es nie wieder kam.
Das Booooot mit den beiden Fischern von San Juan.
Tommie Steiner
Donnerstag,
19.12., die Nacht endet nicht nach fünf, sondern heute bereits nach
gut vier Stunden. Auschecken und als Packesel die Fahrt nach Kyushu antreten.
Zurück geht es dann abends nach Yokohama zum Glück im Flugzeug.
Während des Mittagessens endlich die Gelegenheit, meinen Betreuern
als meinen tief empfundenen Dank für die herrliche, abwechslungs-
und lehrreiche Zeit je eine Pulle des guten alten südost-niedersächsischen
Hirschgeweihtees mit dem Extrakt von 56 gesundheitsfördernden Kräutern
zu überreichen.
1 (in Worten: EIN Tag noch !)
EIN bißchen Spaß muss sein,
dann ist die Welt voll Sonnensschein.
So gut wie wir uns heute verstehn,
so soll es weiter gehn.
Roberto Blanco anno 1972
Freitag, 20.12., letzter
Arbeitstag. Die Sachen sind so gut wie gepackt (oder auch nicht), Samstag
früh um kurz vor acht morgens geht die Bahn, Samstag abend kurz nach
acht küsse ich den Hamburger Boden - die 8-stündige Zeitverschiebung
macht´s möglich.
Das Fazit dieser Geschäftsreise
ist aufgrund seiner Vielfältigkeit sicherlich nicht geeignet, in diesem
Rahmen dargelegt zu werden.
Jedenfalls endet die Phase
buechner@....co.jp, mein japanischer Emailaccount wird jetzt gelöscht.
Möge bitte zwischen Weihnachten und Silvester irgendwann DJ Knuddel
das Schwanensee in eine Schlagerhölle verwandeln!
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